Gesamtwirtschaftliche Situation
Nachdem sich die globale Wirtschaftskraft 2021 spürbar von den Folgen der Corona Pandemie erholt hatte, stellte sich zu Jahresbeginn 2022 eine deutliche Verunsicherung infolge des Russland-Ukraine-Kriegs ein. Sprunghaft steigende Rohstoffpreise und eine weitgehende strategische Neuausrichtung insbesondere der europäischen Energieversorgung verschärften die bereits zuvor zu beobachtenden inflationären Tendenzen noch weiter. Daneben sorgten wiederkehrende regionale Lockdowns im Zuge der chinesischen Null-Covid-Politik immer wieder für Unterbrechungen in den globalen Lieferketten. Das Konsumverhalten und die allgemeine wirtschaftliche Stimmung blieb bis zum Ende des Jahres verhalten.
Branchensituation
Am 24. Februar 2022 begann die Invasion russischer Truppen in die Ukraine. Die EU Staaten beschlossen umfangreiche Sanktionen gegen Russland. Am 30. Mai 2022 wurde ein Ölembargo und am 11. August 2022 ein Importstopp für russische Kohle vereinbart. Bei der Lieferung von Gas aus Russland kam es ab Juli 2022 zu mehrfachen Drosselungen der Pipeline Nord Stream 1 und schließlich zu einer vollständigen Einstellung ab September. Um die Befüllung der Gasspeicher sicherzustellen, wurden per Ministerverordnung die Füllstände verordnet.
Strommarkt
Der Primärenergieverbrauch betrug in 2022 11.829 PJ. Dies ist eine Senkung gegenüber dem Vorjahr um 4,7%. Die drastisch gestiegenen Energiepreise bewirkten spürbare Anreize zu verhaltensbedingten Einsparungen. Außerdem lösten sie Investitionen in Energieeinsparmaßnahmen aus. Weiterhin gab es preisinduzierte Produktionskürzungen. Schließlich wirkten auch die milden Außentemperaturen verbrauchssenkend.
Die Zahl der Gradtage lag in 2022 um etwa 12% unter dem Niveau des Vorjahres. Unter Ausschaltung des Witterungseinflusses wäre der Primärenergieverbrauch in 2022 lediglich um 3,9% gesunken.
Gasmarkt
Der Erdgasverbrauch in Deutschland betrug in 2022 2.814 PJ. Dies entspricht einem Rückgang von 15% im Vergleich zu 2021. Hauptursache war neben der milden Witterung auch das hohe Preisniveau für Erdgas, wodurch die Nachfrage gedämpft wurde. Damit ist der niedrigste Stand seit 2014 erreicht.
Bereinigt um die Temperatureffekte ging der Gasverbrauch gegenüber dem Vorjahr um 10% zurück. Nach Erhebungen des Branchenverbandes BDEW ist auch ein witterungsunabhängiger Verbrauchsrückgang zu beobachten, der durch das Einsparverhalten der Verbraucher bedingt ist.
Klimaschutz
Das Bundeswirtschaftsministerium hat zusätzliche Kohlekraftwerke für die Stromerzeugung abgerufen, um Gaskraftwerke zu ersetzen. Dazu sollten vor allem Kraftwerke genutzt werden, die nur eingeschränkt verfügbar waren, demnächst stillgelegt werden sollten, oder bereits in die Netzreserve überführt wurden.
Auf EU Ebene standen neben den Fit for 55 und Gas-Gesetzgebungspaketen vor allem die sich verschärfende Energiepreis- und Versorgungssicherheitssituation im Zuge des Russland-Ukraine-Kriegs im Vordergrund. Angesichts der erheblichen Auswirkungen auf Wirtschaft und Haushalte wurde eine milliardenschwere einmalige Soforthilfe für Gas- und Fernwärmekunden freigemacht.
Die Soforthilfe war als Überbrückung gedacht, bis die eigentlichen Preisbremsen für Strom, Erdgas und Fernwärme ab März 2023 greifen. Die Preisbremse sieht vor, für Strom, Gas und Fernwärme eine Preisobergrenze für 80% der Vorjahresverbrauchs einzuführen.
Chancen und Risiken der Gesellschaft
Das Unternehmen hat im laufenden Geschäftsjahr alle wesentlichen Risiken der Gesellschaft neu erfasst, aktualisiert und hinsichtlich ihrer Wahrscheinlichkeit bewertet. Risiken, die sich aus dem Markt ergeben, sind beispielsweise Verträge mit Tarif- und Sondervertragskunden, die auf Laufzeiten und Margenentwicklungen überwacht werden müssen.
Ein hohes Risiko besteht darin, die extrem gestiegenen Handelskosten im Haushalts- und Gewerbebereich nicht weiter geben zu können, da diese mit festen Preisen vereinbart sind und sich an anderen Marktpreisen messen lassen müssen. Die allgemeinen Geschäftsbedingungen für Vertragskunden wurden so abgeändert, dass derzeit keine Preisgarantien auf die Laufzeit garantiert werden. Änderungen bei Umlagen, Abgaben und Steuern werden künftig direkt und ohne Zeitverzug weitergegeben. Dies gilt jedoch nicht für die Grundversorgung, in der zwingende Bruttopreise zu vereinbaren sind.
Weitere Risiken sind der mögliche Wegfall von Großkunden in der Strom- und Gasversorgung. Besonders gefährdet sind Konzern- und Kettenkunden.
Allgemeine Risiken können auch durch Forderungsausfälle bei Großkunden entstehen, die beispielsweise durch die wirtschaftliche Entwicklung infolge der stark gestiegenen Energiepreise besonders betroffen sind. Die Gesellschaft hat bereits in der Vergangenheit vor Vertragsabschlüssen ab einer gewissen Größenordnung grundsätzlich eine Bonitätsprüfung durch Dritte vorgenommen, auch bei langjährigen Bestandskunden.
Von dem neu geschaffenen Leistungsverweigerungsrecht für Verbraucher sowie Kleinunternehmen bei fortlaufenden Verpflichtungen haben bisher sehr wenige Kunden Gebrauch gemacht. Die in diesem Zusammenhang gestundeten Forderungen belaufen sich auf einen geringen Betrag.
Nach Aufnahme und Auswertung aller bekannten Risiken wurde festgestellt, dass der Fortbestand des Unternehmens nicht gefährdet ist.
Ertragslage
Der Jahresüberschuss nach Steuern beträgt 554 Tsd. Euro (Vj. 172 T€) und liegt damit bedingt durch höhere Margen über dem Vorjahresgewinn. Für das Jahr 2023 rechneten wir bei nach einer Erholung von der Corona Pandemie und bei gestiegenen Erlösen und Beschaffungskosten durch den Russland Ukraine Krieg bei der Planung des Wirtschaftsplans mit einem Gewinn von 989 Tsd. Euro. Nach den derzeit vorliegenden Zahlen erwarten wir einen Jahresgewinn von 620 Tsd. Euro.
Wichtige finanzielle Leistungsindikatoren für unser Unternehmen sind:
Die Eigenkapitalrendite hat in 2022 3,33% (Vorjahr 1,07%) betragen.
Die Gesamtkapitalrendite hat in 2022 2,59% (Vorjahr 2,20%) betragen.
Die Umsatzrendite hat in 2022 0,96% (Vorjahr 0,31%) betragen.
Alle drei Leistungsindikatoren sind durch Mengenminderungen im Verkauf verursacht durch die Corona Einschränkungen entstanden.
Durch die Inanspruchnahme von kurzfristigen Kassenkrediten bei der Stadt Mosbach waren in 2019-2021 die kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber dem Vorjahr stark gestiegen, während die Kredite im langfristigen Fremdkapital sich abgebaut haben. In 2022 wurden die kurzfristigen Kassenkredite in langfristige Bankverbindlichkeiten umgewandelt, da die Zinssätze wieder angestiegen waren.
Anzahl der Kunden
Hier gibt es für den Bereich der Stadtwerke zwei Sichtweisen. Einmal aus der Sicht des Netzbetreibers und einmal aus der Sicht des Lieferanten.
Aus Sicht des Netzbetreibers hatten wir zum 31.12.2022 21.333 Zählpunkte (Vorjahr 21.181 Zählpunkte) im Bereich Strom und 3.868 Zählpunkte im Bereich Gas (Vorjahr 3.837 Zählpunkte). Hier haben wir eine leichte Steigerung auf konstant gutem Niveau.
Die Zählpunkte der ONG sind hier mitenthalten, da die Stadtwerke Netzbetreiber für Mosbach, Elztal und Schefflenz ist.
Beim Lieferanten Stadtwerke Mosbach wurden in der Stromversorgung in 2022 16.247 Zählpunkte (Vorjahr 16.115) beliefert und in der Gasversorgung in 2021 waren es 3.405 (Vorjahr 3.344). Auch hier bleiben die Zahlen konstant auf gutem Niveau.
Arbeitnehmerbelange
Im Jahre 2022 waren 4 Kollegen altersbedingt oder aus sonstigen Gründen aus dem Unternehmen ausgeschieden. 6 Personen wurden in 2022 neu eingestellt, sodass zum 31.12.2022 zwei Mitarbeiter mehr als zum 31.12.2021 beschäftigt war. Dies war eine hohe Fluktuation für unseren Betrieb und hängt teilweise mit den gestiegenen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und teilweise mit dem Eintritt in die Rente zusammen. In allen Abteilungen werden für die Mitarbeiter Fortbildungsmaßnahen angeboten, welche von den Mitarbeitern auch sehr gut angenommen werden.
Soziales und kulturelles Engagement
Die Stadtwerke unterstützen seit vielen Jahren den Mosbacher Sommer als einer der Sponsoren, besonders beim Open Air Kino.
Weiterhin unterstützen wir auch in 2022 Schulprojekte in Kenia, Afrika, durch Solartechnik Kerosin- und Paraffinlampen zu ersetzen sowie durch Brunnenbohrungen sauberes Trinkwasser zu erhalten.